Herr Lehmann
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Kritik
Sowie Cake von seinem Überleben singt, geht an Herr Lehmann's Geburtstag paar Meter neben seinem spontanen Party-Lokal die Mauer auf. Ein Ost und West soll es nun schriftlich nicht mehr geben und obwohl die im Westen davon knapp was mitkriegen, interessieren sie sich im Grunde gar nicht dafür. Hauptsache ihr Leben geht so weiter, wie es vorher war. Doch Herr Lehmann denkt wohl nun ein bisschen anders: Nach gut 105 Minuten endet so eine heikle Odysee durch den Alltag eines Wessis. In dieser Zeit wurde sein bester Freund in die Klapse eingewiesen, hat ihn seine Freundin verlassen und vor allem wurde er von seinen Eltern penetrant ausgefragt. Erst recht in diesem Moment wurde im klar, wie scheisse sein Leben doch eigentlich ist und zu allem Übel... ja zu allem Übel duzen und siezen ihn seine Freunde gleichzeitig.
Haussmann' erzählt diese Geschichte mit viel Witz und erzählender Robustheit, mag allerdings nie so richtig den Kern dieser einen Sache treffen; nämlich die Konfliktphase und die alltäglichen Ungereimtheiten der damaligen Zeit, d.h. bemerkt man unweigerlich das Fehlen eines greifbaren Zeitgeistes. Dabei macht sich schon zu Beginn einen ziemlich (für eine deutsche Produktion) exklusiven Score bemerkbar, der aus Tracks von Eels, Ween und dem erwähnten Cake zusammengestellt wurden. Man mag sich irren, aber Haussmann's 'Herr Lehmann' strahlt eine exzessive amerikanische Methodik aus, die in sich funktioniert, für einen schnell-exklamativen Zuschauer allerdings eher verwirrend wirken kann. Dennoch stimmt es irgendwie, was er anzudeuten versucht, nämlich dass alles zur damaligen Zeit von irgendwo her geprägt war. Die Kunst seines besten Freundes, die Vorlieben seiner Freundin, die sich vor allem auf das 70er Jahre Popcorn Kino - oder noch genauer: auf George Lucas' Star Wars und alleinstehende Männer beschränken oder seine Zigaretten Marke oder die Homosexualität.
Da gibt's sogar zu Beginn ein Hund, der als Proklamation kommender Ereignisse dienen soll und auch sehr wohl mit einer filmtechnisch interessanten Aufnahme bedient wird. Nur leider bleibt der Wille dabei und die Ausführung versickert. 'Herr Lehmann' wirkt einfach zu platt, als dass er als Filmprodukt "wirken" kann. Man merkt ihm seine textbasierende Herkunft gut an, denn vor allem durch die strikte 1 zu 1 Übernahme der Buchstrukturen, fehlt dem Plot der gewisse Tiefgang und der Person Herr Lehmann's den Geist. Wie sollen wir etwas empfinden können, das zwar geschrieben steht, im Film aber nicht zu lesen ist? Auch wenn dies ansatzweise bei der 'Sonnenallee' funktioniert hat, so beschränkt sich der "oh-wie-bewegend-und-lustig"-Kommentar viel eher auf einige wenige Szenen. Hier wäre etwas mehr von wenigem angemessener und obwohl letztlich viel gelacht und interpretiert werden darf, bleibt 'Herr Lehmann' typisch seichte Unterhaltung für langweilige Abende.
Bild Die Delphi DVD liefert ein glasklares Bild, mit sehr wenigen Kratzern. Eine hohe Detailschärfe und ein gut justierter Kontrastumfang machen ihr übriges. Rauschen gibt es kaum. Auch ab und zu auftregende Fragmente wirken nicht störend und werden auch nicht jedem auffallen. |
Sound Die deutsche Produktion kommt typischerweise auch mit einer einzigen deutschen Originaltonspur daher. Da der Film äusserst dialoglastig ist, liegt hier auch der Schwerpunkt bei der akkustischen Justierung. Trotz mangel an spektakulären Soundeffekten hat sich der Verleih die Zeit genommen, differenziert Klänge räumlich und voluminös auf die Boxen zu verteilen. Ausserdem gibt es ein besonderes, akkustisches Schmankerl für 'Star Wars'-Fans: In der Kinoszene dringen nämlich als einzige Umgebungsgeräusche Blasterfeuer und John Williams bompöses Theme durch die Rundum-Boxen. |
Extras
- Audiokommentar von Leander Haussmann & Sven Regener
- Making Of "Herr Lehmann"
- Fotogalerie, Infos über Cast & Crew
- Nicht verwendete Szenen
- Interviews
- Videoclip: Fad Gadget "Collapsing New People"
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Herr Lehmann |
Genre | Komödie |
Studio | Delphi Filmverleih GmbH |
Verleih | Universal |
Laufzeit | ca. 105 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Leander Haussmann |
Darsteller | Christian Ulmen, Detlev Buck, Katja Danowski, Janek Rieke, Uwe-Dag Berlin, Hartmut Lange |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.35:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Englisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04