Sin City
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Kritik
Es gibt Filme, die auch Monate nach deren Betrachten noch fest im Gedächtnis des Zuschauers verankert sind. Diese haben etwas geboten, was neu war. Etwas, das man einfach nicht mehr vergessen kann. 'Sin City' ist einer dieser Filme. Denn so wie diese ist keine andere Comicverfilmung. Und hier darf man den Ausdruck ausnahmsweise wirklich ernst nehmen: Comicverfilmung. Robert Rodriguez und Frank Miller haben nämlich nahezu jedes Bild der verfilmten Geschichten 1:1 auf die Leinwand gebracht. Kameraschwenks gibt es nur in Ausnahmefällen. Meist ist das Bild statisch und erinnert somit zusätzlich an einen Comic. Die verschiedenen Einstellungen reichen dann von normal über stilistisch bis hin zu aussergewöhnlich. In visueller Hinsicht ebenfalls äusserst speziell ist die Farbgebung des Films. Grundsätzlich ist alles schwarz/weiss. Doch gewisse Figuren beziehungsweise Stellen von Figuren (etwa die Lippen oder Kleider) sind in Farbe gehalten. Das hat man so konsequent durchgezogen noch in keinem anderen Film gesehen!
Kaum zu glauben also, dass der Film beinahe nicht entstanden wäre. Denn Frank Miller war stets gegen eine Verfilmung seiner Comics. Doch dann bot ihm Robert Rodriguez einen Deal an: An einem Tag drehten sie einen Kurzfilm in der Art, wie es sich Rodriguez für den ganzen Film vorgestellt hatte. Miller war begeistert von den visuellen Möglichkeiten und willigte schliesslich doch ein. Der gedrehte Kurzfilm, in dem Josh Hartnett mitspielt, wurde aber nicht einfach so in die Schublade gesteckt. Vielmehr fungiert dieser jetzt als Eröffnungssequenz des Spielfilms. Und Hartnett ist nicht der einzige Star in 'Sin City': Ihm folgten unter anderem Bruce Willis, Clive Owen, Rosario Dawson, Brittany Murphy, Mickey Rourke, Rutger Hauer, Nick Stahl, Michael Madsen, Benicio Del Toro, Jessica Alba und Elijah Wood. Ausserdem gab sich Quentin Tarantino die Ehre, bei einer Szene Regie zu führen. Somit ist 'Sin City' nicht nur in visueller Hinsicht ein Unikat, sondern auch von der Regiegebung. Denn um den Film zusammen mit Miller drehen zu können, musste Rodriguez die Director’s Guild of America verlassen. Dies fiel ihm aber nicht sonderlich schwer, denn immerhin konnte er dafür 'Sin City' so mit den Leuten drehen, mit denen er wollte.
Ebenso eigenwillig ist die Geschichtenerzählung von 'Sin City'. Denn die Story des Films besteht aus drei Comicgeschichten sowie der erwähnten Eröffnungssequenz. Zum einen ist da der namensgebende Teil 'Sin City', jener sich mit Marv und seiner getöteten Liebe beschäftigt. In 'Dieser feige Bastard' hat Hartigan gegen den gelb mutierten Kinderschänder (gespielt von Nick Stahl) zu kämpfen. Und in 'Das grosse Sterben' versuchen Dwight und Gail einen Krieg mit der Regierung zu verhindern. Dabei sind alle Geschichten über die eine oder andere Person miteinander verknüpft, wodurch die Aufteilung in drei Geschichten nicht negativ auffällt. Was hingegen auffällt ist die Gewalt: 'Sin City' scheut nicht mit brutalen, blutigen Bildern. Da fliegen Köpfe, Arme, Beine und Geschlechtsteile durch die Gegend, ohne dass nur eine der Figuren mit de Wimper zuckt. Rotes Blut sieht man jedoch aufgrund des Schwarz/Weiss-Settings nur selten, wodurch der Ekelfaktor gedämpft wird. Die Altersfreigabe ab 18 ist aber gerechtfertigt.
Die Akteure haben allesamt vor Blue- und Greenscreens agiert. Wenige Requisiten wie Geländer, Seile, Tische oder Lenkräder dienten als Anhaltspunkte für ihr Spiel. Die Hintergründe wurden später allesamt digital hinzugefügt, was den Comiclook verstärkt. Eine besondere Herausforderung waren gewissen Spielereien, wie etwa die Pflaster in Marvs Gesicht. Im Film leuchten diese weiss heraus. Doch dazu konnte man ihm nicht einfach weisse Pflaster ins Gesicht kleben, sondern rote, damit diese später im Computer ersetzt werden konnten. Schon bald werden eben diese Computer wieder auf Hochtouren laufen. Denn bereits im Sommer 2006 kommt ein zweiter Film in die Kinos, der die meisten Akteure wieder vereinen wird. 2006? Ja, Rodriguez und Miller scheinen es eilig zu haben. Im Abstand von nur einem Jahr einen zweiten Teil ins Kino zu bringen, grenzt an die Zauberei der ersten beiden 'Potter'-Filme. Aber der Grund der Möglichkeit liegt auf der Hand: Die Locations entstammen schliesslich allesamt dem Computer. Und man darf gespannt sein, welche Bilder diese zeigen werden.
Bild Ein Grossteil der Bilder stammt aus dem Computer. Und da der Rest auf hohem Grad digital nachbearbeitet wurde, verwundert es nicht, dass das Bild mit einer ausgezeichneten Schärfe brillieren kann. Hinzu kommt ein fast rauschfreier Hintergrund. Dass das Spiel von Schwarzweiss und Farben ein wichtiger Bestandteil des Films ist, sieht man auch daran, wie perfekt diese abgemischt sind, ebenso wie der Kontrast. |
Sound In dieser sündenhaften Stadt gibt es in jeder Ecke Geräusche. Dies widerspiegelt sich auch im Surroundtrack. Mit jeder Menge Raumklang bei Action, Umgebungsgeräuschen und der Musik bildet sich eine äusserst stimmige Atmosphäre. In den dialoglastigen Szenen hätte der Raumklang aber ein bisschen kräftiger ausfallen dürfen. |
Extras
- Making of
In diesem kurzen Making of kommen die drei Regisseure sowie die wichtigsten Darsteller zur Sprache. Es wird erzählt, wie der Film entstanden ist und aus welchen Geschichten 'Sin City' besteht. Leider ist dies alles und nach nicht einmal zehn Minuten ist das Special schon zu Ende.
Abhilfe wird der Director’s Cut schaffen, der in diesen Tagen in den USA erscheint. Wir müssen uns allerdings noch ein Weilchen gedulden, da dieses DVD-Paket für den deutschen Markt erst für Mitte/Ende 2006 geplant ist.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Sin City |
Genre | Comicverfilmung |
Studio | Miramax Films |
Verleih | Walt Disney Studios Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 119 Minuten |
FSK | ab 18 Jahren |
Regie | Robert Rodriguez und Frank Miller |
Darsteller | Bruce Willis, Clive Owen, Mickey Rourke, Rosario Dawson, Jessica Alba, Brittany Murphy, Elijah Wood, Benicio Del Toro |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 Spanisch: Dolby Digital 5.1 Französisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch Italienisch, Französisch, Spanisch, Griechisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 15.12.05