Harry Potter and the Goblet of Fire
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Kritik
Von vielen Fans wird 'Harry Potter und der Feuerkelch' als bester Roman der Serie von Joanne K. Rowling betitelt. Während auf dem Buchmarkt schon die Bände 5 und 6 erschienen sind und nur noch einer aussteht, befindet sich das filmische Pendant bei Nummer 4. Dazu nahm erstmals Mike Newell ('Vier Hochzeiten und ein Todesfall') im Regiestuhl platz. Dass dies keine leichte Aufgabe war, wurde ihm schnell bewusst. Immerhin musste er versuchen, die 700seitige Geschichte möglichst vorlagengetreu auf die Leinwand zu bringen. Kürzungen gab es deshalb bei diesem Werk so viele wie noch in keinem anderen 'Potter' zuvor. So kommen die Dursleys, Harrys Pflegefamilie, in diesem Film gar nicht erst vor und von Hermines Hauselfenbefreiungsfront ist kein Wort zu hören. Kein Wunder, wurde doch auch die quirligen Elfen Dobby und Winky wegrationalisiert. Und dies sind natürlich nur die offensichtlichsten Veränderungen. Jede aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Reviews sprengen.
Aber hatte Mike Newell eine Wahl? Nein, denn schliesslich hätten all die Nebenhandlungen nur vom Hauptaspekt abgelenkt: Dem Trimagischen Turnier. Die drei Prüfungen der Champions, namentlich die Bekämpfung eines Drachens, der Abstecher in den See sowie die schaurige Durchquerung eines Labyrinths, nehmen die meiste Zeit der Geschichte in Anspruch. Dass dabei jemand Harry linken wollte - immerhin nimmt er nicht freiwillig am Turnier teil - gerät in den Hintergrund. Und das Auftreten der Todesser, Voldemorts Anhängern, bei der Quidditch Weltmeisterschaft wird später kaum mehr angesprochen. Dafür gibt es aber auch ein paar interessante Änderungen: So sieht man immer wieder einen Unbekannten, der im Buch meistens nur erwähnt und einmal gezeigt wird. Seine Rolle wurde für den Film ausgebaut, was die Auflösung mit jener des Buches identisch werden lässt. Doch die Handlung wirkt trotzdem etwas zusammengestückelt und weist eine gewisse Episodenhaftigkeit auf. Solche Kinderkrankheiten der 'Potter'-Filme haben bisher alle Werke aufgewiesen. Alfonso Cuaron, der 'Der Gefangene von Askaban' inszeniert hat, löste dieses Problem jedoch, indem er das Meiste in der ersten Stunde durchbrachte und sich später auf eine geniale zweite Hälfte konzentrierte, die vergleichsweise nur einen kleinen Teil des Buches ausmachte. Dies ist Mike Newell mit seinem Film nicht so gut gelungen.
Somit ist 'Der Feuerkelch' ein schlechter Film? Natürlich nicht! Nach wie vor ist er ein Fantasyabenteuer erster Güte. Die in diesem Werk sehr wichtigen digitalen Effekte sehen genial aus, allen voran der Drache, gegen den Harry zu kämpfen hat. Aber auch die Unterwasserwelt und die vielen kleinen Feinheiten, die die Hogwarts-Welt erst so stimmig machen, sind wunderbar gelungen. Im Vorfeld heiss diskutiert: Das Düstere. Dieser Film ist der bisher düsterste und brutalste der Serie, weshalb Kinder unter 12 Jahren einen Bogen darum machen sollten. Aus Regiesicht eines der Highlights ist der Weihnachtsball. Zwar kann der Anfang davon überzeugen, doch sobald es zu einem halben Rockkonzert mutiert, schüttelt man nur noch den Kopf. Dass der Ball auch dazu dient, die pubertäre Phase der Figuren einzuläuten, macht ihn hingegen wieder erträglicher. Später ist dies jedoch alles wieder vergessen. Denn der furiose Höhepunkt auf einem Friedhof bildet den Wendepunkt in der Serie: Lord Voldemort kehrt zurück! Verkörpert wird er von Ralph Finnes, wenn auch mit digital veränderter Nase. Der Schauspieler schafft es mühelos, die grossen Erwartungen des Bösewichts der Bösewichte zu erfüllen. Sein Sprechen ist linkisch, seine Bewegungen sind schlangenhaft und seine Mimik einfach nur Furcht einflössend.
Finnes ist aber nicht der einzige Neuzugang des Casts. Die drei Champions lassen wir mal aussen vor, da diese zusammen auf keine zehn Sätze kommen. Weitere grossartige Schauspieler des englischen Kinos gesellen sich zur 'Harry Potter'-Garde. Der Wichtigste ist Brendan Gleeson als neuer Lehrer gegen die dunklen Künste, Mad-Eye Moody. Auch er wird der Vorlage mehr als gerecht und ist trotz seiner raubeinigen Art äusserst sympathisch. Schlichtweg genial ist der Auftritt von Miranda Richardson als selbstverliebte Reporterin Rita Kimmkorn (im Original Rita Skeeter). Ihre Szenen sind allesamt köstlich und gehören zu den besten der Serie. Somit ist und bleibt der Erzählfluss das einzige wirkliche Problem von 'Harry Potter und der Feuerkelch', weshalb er sich mit einer niedrigeren Wertung als noch der dritte Teil abfinden muss. Aber eines bleibt klar: Die 'Potter'-Filme stehen weiterhin für Qualität.
Bild Obwohl es gewisse Defizite bei der Schärfe gibt, kann das Bild überzeugen. Denn in Sachen Rausch- und Störfaktorenfreiheit wird erste Klasse geboten. Auch die Farbabmischung, die das 'Potter'-Flair auf die bildliche Ebene überträgt, gefällt. Der ab und an etwas zu extreme Kontrast fällt nicht zu schwer ins Gewicht. |
Sound Ein 'Harry Potter'-Film bietet unzählige Möglichkeiten für Surroundeffekte. Und auch die jüngste Folge der Serie nutzt diese oft vorzüglich. Der Soundtrack, erstmals von Patrick Doyle komponiert, erzeugt eine tolle Atmosphäre und viele Geräusche betten sich in die Umgebung ein. Allerdings ist nicht immer alles glasklar verständlich, was Abzüge bereitet. |
Extras
- Vorbereitungen für den Weihnachtsball
- Gedanken zum 4. Film
- Erweiterte Szenen
- Interaktive Spiele
- Triff die Champions
- Harry gegen den Hornschwanz: Die erste Aufgabe
- Unter der Oberfläche: Die zweite Aufgabe
- Das Labyrinth: Die dritte Aufgabe
- Der, dessen Name nicht genannt werden darf
- Interviews: Im Gespräch mit den Schauspielern
- DVD-ROM Part
In Sachen Bonusfeature handelt es sich um die bisher beste Potter-DVD. Denn konzentrierten sich die vorherigen Discs eher auf die kindliche Unterhaltung, wird mit dem vierten Pack auch Filminteressierten viel geboten. In 'Gedanken zum 4. Film' kommen allerhand Beteiligter zu Wort und erzählen über ihre Erfahrungen beim Dreh sowie die Art des neuen Regisseurs Mike Newell. Ausserdem gibt es zu jeder der drei Trimagischen Turnier Aufgaben eine ausführliche Making of Dokumentation, die keine Fragen offen lassen. Ebenfalls zu finden ist ein Video zur Friedhofszen, inklusive der Auferstehung Voldemorts, wo natürlich auch Ralph Finnes zu Wort kommt. Und in einer weiteren interessanten Doku erfährt man den Tagesablauf der drei Champions am Set. Dem Weihnachtsball wird ebenfalls ein umfassendes Extra gewidmet. Ähnlich wie bei den vorherigen DVDs gibt es auch wieder ein paar (sehenswerte!) zusätzliche Szenen sowie eine Interviewrunde mit den drei Hauptdarstellern. Damit die Kleinen nicht zu kurz kommen, werden ein paar Spiele mit den Trimagischen Turnier Aufgaben geboten.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Harry Potter and the Goblet of Fire |
Genre | Fantasy |
Studio | Warner Bros. Pictures |
Verleih | Warner Home Video |
Laufzeit | ca. 150 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Mike Newell |
Darsteller | Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Michael Gambon, Brendan Gleeson, Maggie Smith, Alan Rickman, Miranda Richardson, Ralph Finnes |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.40:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 06.04.06