Swimming Pool
|
|
Kritik
Nach "Under the Sand" finden Regisseur François Ozon und Charlotte Rampling erneut in einer französischen-Provinz-Produktion zusammen. Die 59-jährige Rampling spielt eine arrogante, britische Krimiautorin, die zur Entspannung und Inspiration ein paar Tage zum Landhaus ihres Verlegers in die Provence hinausfährt. Unmerklich für den Zuschauer vermischen sich im Laufe der Erzählung die Grenze zwischen real stattfindender Handlung und der Handlung ihres neuen Krimiromans. Die ganze Geschichte nimmt nach dem Eintreffen der 20-jährigen Tochter des Verlegers, Julie, ihren (inspirativen) Verlauf. Dem Betrachter wird eine Handlung präsentiert, die sich kaum von üblichen Klein-Dramen unterscheidet: Immer mehr verfällt Morton in Depressionen und Selbstzweifel, merklich sucht sie immer wieder bei der nervenden Julie Inspiration und will vielleicht sogar ein bisschen Jugendlichkeit zu erlangen. Das Wechselspiel zwischen Julie und der älteren Sarah zieht sich über die ganze Filmlänge, bis schliesslich, hinter all der Erotik und verführerischen Reizen, auch ein Mord begannen wird. Hier setzt 'Swimming Pool' auf die typischen Elemente alter hitchcock'schen Tradition. Vielfach ist der Zuschauer auf sich alleine gestellt - Interpretation vorenthalten. Gegen Ende erfährt man zwar, dass nichts wirklich so war, wie es zu sein schien.
Ein Grad an gewissen Symbolismus darf da natürlich nicht fehlen: In einer fast schon exzessiven Art und Weise verändert sich während der Handlung nicht nur der Charakter von Sarah Morton, sondern auch derjenige des Swimming Pools. Szene um Szene mutiert dessen Erscheinung - von mild und kalt bis farbenfroh zu bunt und warm. Letztendlich wird er am Ende wieder zugedeckt und gilt zu einem bestimmten Zeitpunkt auch als möglicher Tatort. Diesen Versuch, auf die Kunstfertigkeit François Ozons zurückgeführt, zeigt (wie man schon bei seinem Film "8 Femmes" bemerken konnte) ein unglaubliches Gespür für die Darstellung kraftvoller Bilder.
Der ganze Plot würde allerdings in diesem übertriebenen, offenen Symbolismus ersaufen, wären da nicht zwei grosse Schauspielerinnen, die sich in quasi symbiotischer Manier behaupten könnten. Beinahe rechtfertigend zeigt sich Rampling als kaschiert-egoistisch, arrogante Schriftstellerin, die mit ihren ständig variierenden Gemütsregungen durchaus zu überzeugen vermag. Die sexy Ludivine Sagnier, als Gegenpart zu der frustrierten Sarah Morton, wird als Julie wohl einigen männlichen Zuschauer die Augen verdrehen - vor allem wenn man sich noch an ihre Figur in "8 Femmes" erinnern mag; Innerhalb von einem Jahr, hat sich die kleine Catherine zu einer juvenilen Dame entwickelt. Gar verführerisch und letztlich zerstörerisch verkörpert sie eine anziehend-böse Femme Fatale. Eine französische Lilith sozusagen, wobei nie klar ist, ob ihre konkrete Präsenz nun Schein oder Sein ist. Als Opposition zu Rampling bietet sie die perfekte Besetzung und macht den Film besonders für jüngere Zuschauer um Längen "attraktiver". Hinsichtlich dieser beiden Grössen, versinken alle Nebendarsteller im Bodenlosen.
'Swimming Pool' lebt klar von einem soliden Plot und einer durchdachten Pointe. Allerdings werden dem Zuschauer mehr Fragen als Antworten aufgetischt. Diese Tatsache soll allerdings nicht abschrecken: Wie auch schon in Agatha Christie Romanen, spitzt sich die Handlung gegen Ende zu und entwirft gar den bereits schon erwähnten Hitchcock-ähnlichen Charakter. Wer nun der Mörder ist, wird allerdings lange Zeit niemanden wirklich interessieren. Obwohl gegen Ende vieles unglaubwürdig und schockierend erscheint, bleibt der Thrill nebensächlich. Wer zu Intepretationen bereit ist und den Film vielleicht auch assotiativ nochmals durchläuft, wird seine kleinen, genialen Finessen entdecken und hierin liegt auch die absolute Stärke von 'Swimming Pool': Auf eine gewisse Art und Weise ist der Film in seiner selbst universal, da seine Kernaussage, über die es schliesslich zu reflektieren gilt, selbst behandelt.
Bild An sich bietet 'Swimming Pool' eine besonders gute Bildqualität. Bei wenigen Kameraschwenks mag die Szenerie stückweise verwischen und das Bild zittrig erscheinen lassen - ansonsten wird aber auch eine gute Kantenschärfe (mit kleinen Aufweichungen) geboten. Ein Unterschied zur Kinoqualität und zu der DVD bemerkt man allerdings bei dem wohl kaum bewusst gewollten Grün- & Blaustich der bei einigen Szenen aufkommt. Seltenes Rauschen und die gute Kontrastanpassung mögen dies aber kompensieren. |
Sound Drei Tonspuren (Französisch, Deutsch, Englisch) werden mitgeliefert, wobei alle in Dolby Digital verfasst sind. Dies wird jedoch kaum ausgenutzt, da die Backround-Kanäle kaum verwendet werden. Die Soundkulisse ist im allgemeinen relativ spärlich und nur selten gibt's kleinere orchestrale Einspielungen. Die Qualität ist dafür ausgewogen und bietet eine angenehme akkustische Grundlage. |
Extras
- Darsteller und Crewinformationen (25 Min.)
- Interviews mit deutschen Untertitel
- Biografien: Charlotte Rampling, Ludivine Sagnier, François Ozon
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Swimming Pool |
Genre | Thriller |
Studio | 2 cinéma / Fidelite |
Verleih | Constantin Film |
Laufzeit | ca. 99 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | François Ozon |
Darsteller | Charlotte Rampling, Ludivine Sagnier, Charles Dance, Marc Fayolle |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Französisch: Dolby Digital 5.1, DD 2.0 Englisch: DD 5.1 Deutsch: DD 5.1 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04