Chicken Little
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Kritik
Disney hat seine Studios geschlossen. Zumindest jene des Zeichentricks. Denn mit 'Chicken Little' bricht für den Unterhaltungskonzern wahrlich eine neue Ära an. Doch das Vorhaben war gewagt: Jahrzehnte haben die Micky Maus Studios die Welt mit Zeichentrick der Spitzenklasse verwöhnt. Aber in den letzten Jahren hat die Qualität stark abgenommen und mit dem Aufwind von Pixar und Co. war das Ende des altertümlichen Trickfilms abzusehen. Nun liegt das erste Werk von Disney vor, das vollumfänglich am Computer entstanden ist. Und es gefällt: Mit spritzigen Ideen, lockerem Humor und interessanten Figuren bringt Disney eine gute Vorlage für die Zukunft des Konzerns. Selbst die Animationen gefallen, auch wenn die Qualität jene vom hauseigenen Pixar in keiner Weise erreicht.
Natürlich, die Geschichte ist nicht weltbewegend: Ein Hühnchen, das von allen nur belächelt wird, avanciert zum Helden und erlangt somit auch seine innere Stärke. Das Besondere ist aber, wie er dazu gelangt. Denn spätestens nach der coolen Auflösung des Plots wird allen bewusst, dass Disney das Storytelling noch bestens versteht. Gleiches gilt für die Figurenzeichnung: Ein Fisch, der ständig einen Tiefseetaucherhelm trägt, um überleben zu können, hat man noch nie gesehen. Und auch die beiden besten Kumpanen des Hühnchens, eine geschnatterte Entendame und ein leicht zu rundes Schwein, passen in die kunterbunte Welt von 'Chicken Little'. In Sachen Charakterisierung äusserst schwach ist jedoch Papa Hühnchen geraten: Dieser nimmt seinen Sohn nämlich er richtig ernst, als er mit eigenen Augen sieht, was Hühnchen Junior behauptet. Von pädagogisch wertvoll kann da wahrlich nicht die Rede sein. Immerhin kann der Film auf eine hübsche Summe an bekannten Stimmen stolz sein: Der Held wird von 'Scrubs'-Star Zach Braff gesprochen, ein toller Comedy-Mann, wie es derzeit leider nur wenige gibt. Ente Susi (im Englischen heisst sie Abby) quakt mit der Stimme von Joan Cusack. Ausserdem zu hören: Patrick Stewart und Steve Zahn. Die deutsche Version ist indes weniger gelungen. Denn Sänger Ben als Hühnchen hat keinen Charme und Verona Pooth als Ente nervt - von Boris Becker ganz zu schweigen.
Nie nimmt sich 'Chicken Little' selber zu ernst. Am besten zeigt sich das an der Musik und an Zitaten aus Filmen. So baut Fisch Luigi aus Langeweile - und für den Zuschauer nur nebenbei - ein Empire State Building, das er prompt besteigt und sich von kleinen Papierfliegern angreifen lässt. Als er dann runter fällt gibt Schwein Ed den Kommentar "It was beauty that killed the beast." - eine geniale Kopie von 'King Kong'! Und in einem Kino der Stadt gibt es gar echtes Filmmaterial aus 'Indiana Jones' zu sehen, inklusive "eingebautem" Effekt. Ebenso witzig implementiert sind die erwähnten Musikhits, zum Beispiel von den Spice Girls oder Gloria Gayner (I will surive): Manchmal als Karaoke, dann wieder als richtiger Song im Hintergrund oder einfach ein Ständchen, das Hühnchen Junior zum Besten gibt. Dass dabei die eingebaute Sci-Fi-Story etwas zu extrem daherkommt, ist zu verschmerzen. Somit ist 'Chicken Little' vielmehr ein Spass für ältere Semester, die all die Anspielungen verstehen und den fetzigen Soundtrack geniessen können. Für die Kleinen bleibt es ein lässiger Spass mit knuddligen Figuren.
Bild Bei Zeichentrickfilmen trimmt Disney das Bild immer auf Hochglanz. Die CGI-Generation macht da keinerlei Ausnahmen: Satte, kräftige Farben, tadellose Schärfe und ein ausgewogener Kontrast verwöhnen das Auge. Nur ein paar klitzekleine Artefakte auf unifarbenen, dunklen Stellen stören den Sehgenuss minimal. |
Sound Insbesondere die zweite Filmhälfte dreht die Surroundkanäle voll auf - da hagelt es Effekte aus sämtlichen Lautsprechern, herumschwirrende Flugobjekte bauen einen tollen Raumklang auf. Aber auch in den Anfängen gibt es genug auf die Ohren: Basebälle, Musik und Stimmen lassen die Atmosphäre nie im Stich. Überflüssig: Eine österreichische Tonspur enthält ein paar ausgetauschene Stimme im Dialekt. |
Extras
- Making of
- Unveröffentlichte Szenen
- Quiz
- Karaoke
- 2 Musikvideos
Schade hat man nicht noch ein paar Extras mehr auf die Disc gepackt, insbesondere im Zusammenhang der Umstellung auf CGI. Aber auch so gibt es im Making of gutes Hintergrundwissen zum Streifen, wie etwa den Figuren. Das Hühnchen zum Beispiel war anfänglich als Mädchen gedacht. Hinzu kommen zusätzliche Szenen, Musikvideos und Karaoke sowie ein Quiz für die lieben Kleinen.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Chicken Little |
Genre | Animation |
Studio | Walt Disney Pictures |
Verleih | Walt Disney Studios Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 78 Minuten |
FSK | unbeschränkt |
Regie | Mark Dindal |
Stimmen (eng.) | Zach Braff, Joan Allen, Garry Marshall, Don Knotts, Joan Cusack, Steve Zahn |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.78:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 Österreichisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 12.06.06