Brokeback Mountain
|
|
Kritik
Kein Film hat in den letzten Jahren für solche Furore gesorgt wie Ang Lees 'Brokeback Mountain'. Nicht nur die unzähligen Auszeichnungen, darunter drei Oscars, sondern vor allem die Thematik der „schwulen Cowboys“ sorgte für Gesprächsstoff. Wobei dieser Ausdruck dem Film keineswegs gerecht wird. In diesem Werk, das auf einer Kurzgeschichte von Annie Proulx basiert, geht es um mehr als heisse Sommernächte zweier Männer in einem Zelt. Nein, es geht um Liebe. Der Zuschauer spürt dabei genau, dass es für Jack von Anfang an eben Liebe ist, für Ennis nur ein Akt. Am Ende wird jedoch selbst letzterem bewusst, was ihm diese intime Beziehung eigentlich bedeutet. Dass sich die beiden Männer aber bei ihrem ersten Treffen seit Jahren gleich wieder in eine Ecke verkriechen um rumzuschmusen, kommt dann doch ein wenig hastig: Denn alles, was vorher an Chemie da ist, wirkt mehr wie Wollust als Liebe.
Trotzdem reisst 'Brokeback Mountain' mit und man hofft für die beiden Cowboys inständig, dass es ein Happy End gibt. Ein Happy End, das ganz und gar nicht dem "American way of life" entsprechen würde. Doch es ist ein fast unmögliches Wunschdenken, angesichts der Zeit, in der der Film angesiedelt ist. Dank den wunderschönen Landschaftsaufnahmen und einem melancholischen, aber äusserst intensiven Score von Gustavo Santaolalla, ist die Liebe der beiden Protagonisten förmlich zu spüren, und der Betrachter gibt nie auf, an ihre Liebe zu glauben. Als Zuschauer erlebt man zwei Jahrzehnte der beiden mit. Mag unrealistisch sein, dass Ang Lee die vergangene Zeit nur mit Schnauzbärten und veränderten Frisuren andeutet, stören tut es jedenfalls überhaupt nicht. Sowieso stört kaum etwas an diesem ruhigen, eindringlichen Filmwerk. Nur am Ende zieht sich alles sehr in die Länge und eine gewisse Müdigkeit ist spürbar. Bei einer Filmlänge von 130 Minuten, die fast nur mit Dialogen und Landschafsbildern gefüllt wird, nicht unbedingt verwunderlich.
Die treibende Kraft des Films sind die Akteure. Mit diesem Film haben sich Heath Ledger und Jake Gyllenhaal definitiv in eine andere Liga gespielt. Beide hauchen ihren Charakteren Leben ein, lassen sie realistisch erscheinen und zu keiner Zeit gekünstelt. Auch ihre Co-Stars brauchen sich nicht zu verstecken: Everybodys Darling Anne Hathaway wird zur blonden Egozicke und Michelle Williams zur unzufriedenen Ehefrau. Besonders letztere packt das Publikum mit einer Szene besonders: Jahre, nachdem die heimlichen Treffen von Ennis und Jack begonnen haben, macht ihre Figur Alma ihrem Gatten klar, dass sie einen Zettel mit der Bitte an die Angelrute gehängt hat, doch mal einen Fisch mit nach Hause zu bringen und nicht alle direkt in den Bergen zu speisen. Ledgers Reaktion auf Williams’ Spiel ist fantastisch und zeigt perfekt, wie er sich "entlarvt" fühlt.
Leute, die Mühe mit gleichgeschlechtlicher Liebe haben sollten, müssen sich vor 'Brokeback Mountain' nicht fürchten. Wilde Sexszenen gibt es nicht zu sehen - kein Vergleich also zur TV-Serie 'Queer as Folk'. Viel mehr werden romantische Situationen gezeigt. Denn das Gefühl steht wirklich im Vordergrund, was Lee auch mit Bravour durchzieht. Der verdiente Lohn ist der langerwartete Oscar für die beste Regie. Für den besten Film hat es zwar nicht gereicht (was die grosse Überraschung bei den diesjährigen Academy Awards war), doch in gewisser weise bahnbrechend ist 'Brokeback Mountain' dennoch. Denn noch nie zuvor bekam ein Film mit der Thematik, dass Schwule nicht akzeptiert werden, eine solch grosse Aufmerksamkeit. Und wenn es Ang Lee geschafft hat, die Welt nur ein klein wenig toleranter zu machen, kann es dieser Film zum Klassiker schaffen.
Die DVD
Bild Den Farben fehlt es insbesondere am Anfang etwas an Intensität: Vieles wirkt grau und trist sowie dunkel. Auch der Schärfe hätte ein bisschen mehr Beachtung gut getan. Der Kontrast hingegen ist meist ausgewogen und Rauschen oder Verschmutzungen sind nicht auszumachen. |
Sound Die Musik ist praktisch der einzige Nutzer der hinteren Lautsprecher. Sonst kommt der Sound lediglich aus den Frontspeaker und dem Center. Stören tuts nicht, da der Film sowieso nur aus Dialogen und Musik besteht. |
Extras
- Making of
- 3 Featurettes
- Trailer & Spots
- Interviews
- Bildergalerie
- Cast & Crew Infos
+ 5 Postkarten
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Das Making of gibt einen netten Blick hinter die Kulissen, bleibt aber zu oberflächlich und zu propagandahaft, um wirklich zu überzeugen. Da sind die drei mitgeliferten Featurettes schon besser: 'Directing from the Heart' beschäftigt sich mit Ang Lees Wunsch, das Skript zu verfilmen, und 'On Being a Cowboy' erzählt, wie die Darsteller das Handwerk von Cowboys erlernten. 'From Script to Screen' ist eine tolle Studie darüber, wie aus der Kurzgeschichte dieses Werk wurde. Dazu gibts interessante Interviews und übliche Trailer, Spots, Texttafeln zu den Darstellern sowie eine Bildergalerie.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Brokeback Mountain |
Genre | Liebesdrama |
Studio | Focus Features |
Verleih | Universum Film |
Laufzeit | ca. 130 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Ang Lee |
Darsteller | Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Linda Cardellini, Michelle Williams, Anne Hathaway, Anna Faris, Randy Quaid |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 28.10.06
© Bilder, DVD-Screenshots, Universum Film