Little Miss Sunshine
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Kritik
Laut Richards Motivationsprogramm im Film gibt es zwei Arten von Menschen: Gewinner und Verlierer. Wenn man das System auf das Medium Film adaptieren würde, gehörte 'Little Miss Sunshine' ganz klar zu den Gewinnern. Das Quasi-Roadmovie bietet den sympathischen Charakteren während der langen Fahrt von Albuquerque nach Kalifornien genug Zeit, sich zu entwickeln und eine seelische Veränderung durchzumachen. Freud und Leid liegen da sehr nahe beieinander. Wenn die kleine Olive zum Beispiel erfährt, dass sie durch die Erkrankung einer Mitbewerberin im titelgebenden Schönheitswettbewerb nachrücken darf, freut man sich mit ihrem unbrechbaren Enthusiasmus. Aber genauso leidet man mit Dwayne mit, wenn er durch Zufall erfährt, dass sein Berufswunsch eine Unmöglichkeit ist. Dieser Moment ist eine Wucht und entfaltet so viel Gänsehaut, dass es einen fast so durchfährt wie den Charakter im Film. Das ist ganz grosses Kino und bestimmt einer der Gründe, weshalb 'Little Miss Sunshine' für den Oscar als bester Film nominiert wurde - leider ohne ihn schlussendlich zu gewinnen.
Leer ging der Film bei den Academy Awards aber trotzdem nicht aus. Zum einen gabs ein Goldmännchen für das hervorragende Drehbuch von Michael Arndt, in dem jedes noch so kleine Detail später weitergesponnen wird - etwa Olives Zweifel, ob sie aufgrund ihrer Figur kein Eis mehr essen soll. Einen zweiten Oscar sahnte Nebendarsteller Alan Arkin ab. Seine Rolle ist zwar tatsächlich nicht gross, doch in seinen Szenen zieht er die Aufmerksamkeit mit seinem spitzzüngigen, gleichzeitig so liebenswerten Spiel immer auf sich. Der Star von 'Little Miss Sunshine' ist aber klar die kleine Abigail Breslin, die zu den jüngsten oscarnominierten Darstellerinnen gehört. Wer diese süsse Dame nicht in sein Herz schliesst, hat womöglich gar keines. Alle weiteren Rollen sind mit Toni Collette, Greg Kinnear und Paul Dano ebenso treffend besetzt; Steve Carell fällt nicht nur durch sein weiss schimmerndes Outfit, sondern durch seine Glanzleistung auf.
Was 'Little Miss Sunshine' aus der Masse von Tragikomödien abhebt, ist nicht nur der ausgezeichnete Soundtrack, sondern auch der Humor. "Hintersinnig, anrührend, überraschend" trifft es wohl am ehesten. Egal ob Dwaynes Notizblock-Kommentare (er hat ja ein Schweigegelübde abgelegt) wie "Willkommen in der Hölle" oder Franks Versuch, Olive zu erklären, warum er sich das Leben nehmen wollte – ein Schmunzeln steht dem Zuschauer meistens im Gesicht. Aber auch die Kritik an der schönheitsbesessenen Welt schlägt ein wie eine Bombe. Der Wettbewerb am Ende des Films ist zum einen schockierend, da ausser Breslin sämtliche jungen Teilnehmerinnen mit diesen Nummern an einer echten nationalen Ausscheidung teilgenommen haben. Zum anderen entpuppt sich dieser Teil aber auch als ironische Interpretation eines solchen Anlasses und Highlight des Films. Denn spätestens mit Olives Auftritt (den sie vorher noch ihrem Grossvater widmet) bleibt vor Lachen kein Auge trocken. Ohne zuviel verraten zu wollen: So etwas hätte man zuletzt erwartet! Und genau diese Überraschung und Frische drückt das Gute-Laune-Gefühl von 'Little Miss Sunshine' treffend aus. Man muss den Film aufgrund seiner Ehrlichkeit und der keineswegs aufgesetzten Botschaft, dass jeder so ist, wie er ist, einfach lieben. Verlierer sind eben jene, die das nicht einsehen wollen.
Die DVD
Bild Zwar gefällt das Bild auf den ersten Blick aufgrund einer schönen Farbvielfalt und viel Buntheit, doch wer etwas genauer hinsieht, sieht rasch das grosse Manko: Die Bildschärfe ist extrem schwach und verwaschen, Details sind kaum zu erkennen. Rauschen fällt nicht besonders auf, ist aber doch auszumachen. |
Sound Natürlich darf man kein Surroundspektakel erwarten, doch ein wenig mehr hätte Fox in Sachen Räumlichkeit schon bieten dürfen. Selbst bei der grossen, musikalischen Schlussszene kommen die hinteren Lautsprecher nicht richtig in Fahrt; immer ist nur ein bisschen was zu hören. Dafür stimmt die Verständlichkeit der Stimmen durchgehend. |
Extras
- Audiokommentar
- Alternative Enden
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Selbst für einen kleinen Studiofilm enttäuscht die Knappheit an Extras. Neben einem interessanten und unterhaltsamen Audiokommentar, wo die beiden Regisseure Jonathan Dayton und Valerie Faris sprechen, enthält die DVD lediglich einige (zugegebenermassen) witzige alternative Enden, wahlweise mit Kommentar.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Little Miss Sunshine |
Produktionsjahr | 2006 |
Genre | Tragikomödie |
Studio | Fox Searchlight Pictures |
Verleih | 20th Century Fox Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 98 Minuten |
FSK | ab 6 Jahren |
Regie | Jonathan Dayton und Valerie Faris |
Darsteller | Greg Kinnear, Toni Collette, Abigail Breslin, Alan Arkin, Paul Dano, Steve Carell |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.40:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Türkisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 30.04.07
© Bilder, DVD-Screenshots, 20th Century Fox Home Entertainment