Stranger Than Fiction
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Kritik
Komödie oder Tragödie? Diese Frage muss sich nicht nur Harold Crick stellen, sondern auch der Zuschauer: 'Stranger Than Fiction’ ist nämlich eine Mischung aus beidem, mit den jeweiligen Stärken der beiden Genre. Herrlicher Dialogwitz, der insbesondere von den wunderbar agierenden Emma Thompson und Dustin Hoffman angewandt wird, paart sich mit sentimentalen Szenen, die jedoch nie kitschig oder fehl am Platz wirken. Dafür sorgt Will Ferrell: Seine Performance gehört ganz klar zu den besten, die er bisher in seiner Laufbahn verbuchen konnte. Egal ob in seiner täglichen Monotonie, den Gesprächen zur Autorin (die ihn logischerweise nicht hören kann) oder den entspannten Sequenzen mit der erstklassigen Maggie Gyllenhaal - Ferrell präsentiert seine ganze Palette, die prompt mit einer Golden Globe Nominierung honoriert wurde.
Marc Forsters neuste Regiearbeit bietet aber noch mehr. Die verzwickte Ausgangslage, dass Harold eine über sein Leben schreibende Autorin in seinem Kopf hören kann, liefert so manche hintersinnig komische Szene. So zum Beispiel wenn der Steuerprüfer bei einer Psychiaterin beschwört, dass er nicht unter Schizophrenie leidet, aber immer und immer wieder genau diese Symptome aufzählt. Oder wenn Schriftstellerin Eiffel nach immer originelleren Tötungsmassnahmen ihrer Hauptfigur sucht. Diesen lustigen Momenten steht das Tragische gegenüber. Harold sieht langsam ein, dass sein Leben bisher an ihm vorbeigezogen ist, ohne dass er daran teilgenommen hat. Die Bäckerin Ana, gespielt von Gyllenhaal, der ein Verfahren wegen der Steuerzahlung droht, macht ihm aber wieder bewusst, wozu das Leben eigentlich da ist: Um genossen zu werden! Mit ihr erlebt Harold auch eine der besten Szenen des Films, als er ihr auf Gitarre eine schrecklich falsche Version von 'Whole Wide World' von Wreckless Eric vorspielt. Die Balance zwischen den so unterschiedlichen Genres meistert Forster deshalb mit Bravour. Nebenbei sieht sich Harold mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, seinen eigenen Tod zu verhindern - selbst wenn er nicht weiss, wie dieser aussehen wird.
Nichtsdestotrotz hat 'Stranger Than Fiction' einige kleine Mängel, die die Unterhaltung etwas trüben. Da wären etwa ein paar kleine Längen in der zweiten Filmhälfte, die zu vermeiden gewesen wären. Zudem macht Queen Latifahs Rolle als Lösung für Eiffels Schreibblockade nur in den Szenen mit Thompson Sinn - und zwar lediglich, damit Thompson ihr einige tolle Sätze entgegnen kann. Und schlussendlich, wobei man darüber grosszügig hinwegsehen kann, die Logik der Geschichte. Wenn doch Harold tatsächlich hören kann, was Eiffel schreibt, warum dann nicht von Beginn des Buches weg? Nur weil es ein "aussergewöhnlicher Mittwoch" ist? Doch diese und andere winzige Unschlüssigkeiten verschmerzt man nur zu gerne, denn dieses Werk ist Balsam für die Seele. Er zeigt, dass es sich lohnt, alles aus seinem Leben rauszuholen. Natürlich weiss man das auch sonst, aber auf solch originelle Weise wird es einem nur selten vorgelegt. Er zeigt auch, dass manchmal Kompromisse im Leben, aber auch der Kunst eingegangen werden müssen. Es ist also egal, ob 'Schräger als Fiktion' Komödie oder Tragödie ist - in jedem Fall handelt es sich um einen prächtig unterhaltenden Film, der noch eine weitere Weisheit enthält: Armbanduhren sind wichtiger, als wir es uns vorstellen können.
Die DVD
Bild Leider mangelt es dem Bild ein wenig an Details, was sich insbesondere in Grossaufnahmen von Harold zeigt. Ansonsten besticht es durch den Wechsel von kühlen Farben (erste Filmhälfte) hin zu wärmeren (zweite Filmhälfte), die Harolds Geschichte unterstreichen. Rauschen ist nicht sichtbar, der Kontrast überzeugt. |
Sound Englisch und Deutsch sind jeweils in einer 5.1- und 2.0-Version verfügbar. Viel Räumlichkeit bringen aber auch die 5.1er nicht ins Wohnzimmer, da schlichtweg vielfältige Möglichkeiten für Surroundeinlagen fehlen. Daher nutzt hauptsächlich die Musik die hinteren Kanäle. |
Extras
- Making of
- Interviews
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Die Schweizer DVD enthält nicht allzu viele Extras: Das mehrteilige Making of liefert sehenswerte Infos zur Entstehung des Films. Zuerst werden die verschiedenen Figuren und ihre Darsteller vorgestellt, was von Seiten Dustin Hoffman und Emma Thompson ein paar herrliche Kommentare enthält. Im nächsten Teil geht es um die Leute hinter den Kulissen, also zum Beispiel Drehbuchautor Zach Helm und Regisseur Marc Forster. Des Weiteren informiert das Making of über den gewählten Drehort Chicago. Das Skript von Zach Helm erhält einen weiteren separaten Teil in der Dokumentation. 'Auf dem Set' ist schliesslich ein wild geschnittener Clip mit Momenten vom Set. Abgeschlossen wird das Bonusmaterial von Interviews mit den fünf Hauptdarstellern und Marc Forster. Enttäuschend: Auf der deutschen DVD sind auch Audiokommentare mit Forster und Besetzung enthalten, die hier gestrichen wurden.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Stranger Than Fiction |
Produktionsjahr | 2006 |
Genre | Tragikomödie |
Studio | Mandate Pictures |
Verleih | Ascote Elite Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 108 Minuten |
FSK | ab 6 Jahren |
Regie | Marc Forster |
Darsteller | Will Ferrell, Dustin Hoffman, Maggie Gyllenhaal, Emma Thompson, Queen Latifah |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Deutsch: Dolby Digital 2.0 Englisch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 2.0 |
Untertitel | Deutsch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 05.08.07
© Bilder, DVD-Screenshots, Ascote Elite Home Entertainment