Nip/Tuck - Season 1
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Kritik
US-Serien sind so hoch im Kurs wie selten zuvor. Egal ob '24', 'Desperate Housewives', 'King of Queens' oder 'Lost' – allesamt feiern enorme Erfolge. Dazu gehört auch 'Nip/Tuck', eine sehr ungewöhnliche Serie, die über das Leben von zwei Schönheitschirurgen erzählt. Obwohl dies nach oberflächlicher Unterhaltung klingt, ist es das pure Gegenteil. Diese Serie wurde zum Publikumserfolg und heimste auch hierzulande verhältnismässig gute Quoten ein. Dies kommt nicht von ungefähr, denn inhaltlich ist 'Nip/Tuck' so vielschichtig wie der menschliche Körper. Es geht hier nicht nur um das Herumschnipseln an Patienten oder den Sex mit der neuen Aushilfe. Diese Serie bewegt. Die besten Beispiele sind dazu etwa folgende Episoden: In 'Sophia Lopez 1 + 2' dreht sich ein grosser Teil der Handlung um eine Transexuelle, die von einem Pfuscher behandelt worden ist und dann zu Sean in die Praxis kommt. Eine weitere bewegende Folge ist 'Megan O'Hara', wo eine von Brustkrebs geheilte Frau für ihren Mann neue Brüste möchte. Diese Dialoge zwischen Arzt und Patient sind extrem gut gelungen und enthalten viel Weisheit und stellt teils gar die Einstellung der menschlichen Bevölkerung in Frage - das ist äusserst selten in Serien! Seinen Höhepunkt an Tiefgang erntet 'Nip/Tuck' in der ersten Staffel bei der Folge 'Adelle Coffin'. Ohne zuviel vorwegzunehmen: Kaum eine andere Serie hat einen solch bewegenden und herzzerreissenden Moment kreiert wie er in dieser Folge zu sehen ist. Würde diese Folge einzeln bewertet, wäre es eine 10!
Obwohl 'Nip/Tuck' den Golden Globe für die beste Dramaserie gewonnen hat, gibt es auch viel zu lachen. Dafür verantwortlich ist besonders Julian McMahon, den Serienfreaks schon aus ‚Charmed’ kennen. Seine unmoralische Einstellung ist immer wieder für ein Schmunzeln gut und bringt die nötige Würze ins Geschehen. Sein Kumpane Sean wird passend von Dylan Walsh verkörpert. Die Biederkeit seiner Rolle und wie er aus seinem alltäglichen Leben ausbrechen will, ist herrlich. Aber eben: Im Grunde ist 'Nip/Tuck' eine ernste Serie. Joely Richardson, die Seans Frau Julia spielt, hat zwar auch ihre komischen Momente (etwa wie sie das Haustier ihrer Tochter "entsorgt"), ist aber im Grunde genommen ein tragischer Charakter. Dies bringt Richardson sehr gut rüber und ihr Talent ist nicht zu leugnen - mehrere Preisnominierungen waren das Resultat. In weiteren Rollen sind John Hensley, Roma Maffia und Valerie Cruz zu sehen, die wiederkehrende Figuren spielen und somit zum Maincast gehören. Phänomenal: Julie Warner als Megan O’Hara, die in fünf Folgen zu sehen ist.
'Nip/Tuck' lebt von Standalone-Folgen (Episoden, die in sich komplett abgeschlossen sind). Es gibt aber auch eine übergreifende Rahmenhandlung über die insgesamt 13 Folgen. Da ist die Zuneigung von Christian zu Julia oder die Probleme von Seans Sohn Matt, wie er mit seiner lesbischen Freundin zu kämpfen hat. Auch die Konflikte von Christian und Sean werden stets weitergeführt. Einige Subplots erstrecken sich über mehrere Episoden, die danach aber hauptsächlich abgeschlossen werden. In den letzten Folgen gibt es gar eine zusammenhängende Storyline, die auf die Ereignisse des Pilotfilms zurückgreift. Diese Storyline ist allerdings weniger gut gelungen als die vielen anderen Geschichten in der Staffel und wirkt ein wenig aufgesetzt. Ein weiterer negativer Punkt: Matts Problemgeschichte wird gen Ende der Season einfach nicht mehr angesprochen, so dass der Zuschauer nicht weiss, wie es weitergeht. Ob dies in der zweiten Staffel aufgelöst wird, ist eher unrealistisch, da die zweitletzte Folge einen enormen Zeitsprung macht. Dies stösst dem Zuschauer sauer auf, da man erst nach etwa einem Drittel der Folge darüber informiert wird.
Technisch gesehen ist diese erste Staffel auf einem guten Niveau und ist auf einem hohen Niveau. Die Kameraeinstellungen passen, die Musik unterstütz das Geschehen (etwa im OP) und die Schnitte sind genauso gelungen wie die Szenenabfolge. Beim Inhalt hat 'Nip/Tuck' keine Hemmungen. So werden etwa Operationen genauso gezeigt wie wilde Sexszenen von Christian - und das im so prüden Amerika! In dieser direkten Art und Weise hat man solche Dinge noch in keiner anderen Serie gesehen. Hut ab dafür! Somit ist die erste Season ein gelungener Auftakt zu einer Serie, die es im wahrsten Sinn des Wortes in sich hat.
Bild Obwohl jeweils höchstens drei Folgen auf eine DVD gepresst wurden (Ausnahme: Disc 5 beinhaltet nur eine Folge plus die Boni), ist das Bild mässig. Ein permanentes Rauschen stört den Betrachter genauso wie leichte Unschärfen. Farblich wurde das Geschehen gut abgemischt und der Kontrast ist auch gelungen. Für eine Serie aber immer noch gut. |
Sound Wie leider oft bei Serien ist das Tonformat auf Deutsch wie auch im Original nur in Dolby Surround 2.0 abgemischt. Trost: Bei dieser Serie, wo es nicht um Action, sondern um Dialoge geht, fällt es weniger auf. Der heisse Soundtrack von 'Nip/Tuck' hätte aber mit einem 5.1-Track für die nötige Würze gesorgt. |
Extras
- 3 Making of Dokus
- Verpatzte Szenen
- Nicht verwendete Szenen
- Musikvideo
Die drei Dokumentationen sind sehr gut gelungen und aufschlussreich. In der ersten erfahren wir einiges über die Serie im Allgemeinen, die Figuren, die Drehorte, die Zukunft und vieles mehr. Im zweiten Special dreht sich alles um echte Schönheitschirurgen - gute Idee! Das interessanteste Extra ist jenes über das Make up. Was diese Herren und Damen da geschaffen haben, ist wirklich oscarreif! Dazu gibt es noch ein Blopper-Real, neue Szenen und das Musikvideo zum Titelsong 'A perfect Lie'.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Nip/Tuck - Season 1 |
Genre | Dramaserie |
Studio | Warner Bros Television |
Verleih | Warner Home Video |
Laufzeit | ca. 609 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | Ryan Murphy |
Darsteller | Julian McMahon, Dylan Walsh, John Hensley, Valerie Cruz, Joely Richardson |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Surround 2.0 Englisch: Dolby Surround 2.0 |
Untertitel | Deutsch & Englisch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 5 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 03.04.05