Zu wenig Diversität, benachteiligte Schwarze und ignorierte weibliche Regisseure - die Oscar-Verleihung musste in die letzten Jahren viel Kritik einstecken. Die «konservative, angestaubte Gala für die weisse Oberschicht», wie sie einige nennen, gilt zwar immer noch als der ganz grosse Filmpreis der Welt, doch jeder Versuch in der modernen, aufgeschlossenen Filmwelt Fuss zu fassen, scheint überaus bemüht. Dieses Jahr schien jedoch alles anders zu kommen - und es wurde Geschichte geschrieben: Mit sagenhaften sechs Nominationen ging ein südkoreanischer Film ins Rennen, welchen viele höchstens als Preisträger für den Besten Fremdsprachigen Film sahen. Doch das Märchen wurde perfekt: Neben dem Besten Drehbuch und der Besten Regie konnte auch tatsächlich der Oscar für den prestigeträchtigen Besten Film gewonnen werden - dass zudem auch noch der Oscar für den Besten Fremdsprachigen Film gewonnen wurde, gerät da beinahe zur Randnotiz. Der Film nennt sich im Original 'Gisaengchung', hierzulande als 'Parasite' bekannt, und wurde vom südkoreanischen Filmemacher Bong Joon Ho geschrieben und gedreht. Mit dem überragenden 'Snowpiercer' (mit Chris Evans und Tilda Swinton) machte er 2013 erstmals international auf sich aufmerksam, doch er blieb seinen Wurzeln treu, wurde nicht von Hollywood «gekauft» und kann nun mit Stolz behaupten, in der über neunzigjährigen Geschichte der Academy Awards erstmals mit einem fremdsprachigen Film den Oscar für den Besten Film gewonnen zu haben. Aber ist denn 'Parasite' auch tatsächlich so gut wie er zu sein scheint? Die Antwort ist: Ja, definitiv. Klar, der Film ist aus Südkorea und nicht aus Hollywood und geht damit mit der Szenerie etwas ruhiger um und bei den Dialogen etwas hektischer zu und her. Aber trotz allen Umständen: 'Parasite' fesselt den Zuschauer und nimmt ihn schon sehr bald in seinen Bann. Ab jenem Zeitpunkt, wo das erste Familienmitglied im edlen Haus der Parks einen Job erhält, beginnt das Pulverfass zu zünden. Ein Highlight jagt das nächste und gegen Filmende häufen sich die unvorhersehbaren Wendungen, von welchen eine kurz vor Schluss noch einmal alles auf den Kopf stellt. Dramatik, Spannung, Inszenierung - alles passt. Hier hat Bong Joon Ho der Welt bewiesen, dass nicht nur Hollywood das Zeug für Meisterwerke hat. Brillant inszeniert, spannend bis zum Schluss, bitterböser Humor und zahlreiche Wendungen! |