He ni zai yiqi
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Kritik
Nach dem eher missratenen ausländischen Ausflug 'Killing Me Softly' begibt sich Regisseur Chen Kaige wieder zurück in die heimische Gegend China. Durch jahrelange Zensur-Probleme mit der Pekinger-Regierung, konnte sich Chen nur schwer effizient publik an ein Thema klammern und musste sich vor allem nach der Brisanz des Epos 'Lebe wohl meine Konkubine' überlegen, inwiefern er seine Kritik der Öffentlichkeit zugänglich machen konnte. Mit 'Xiao’s Weg', wählte er eine versteckte Möglichkeit, die an sich zwar nicht nach Regime-Kritik auszusehen hat, wohl aber in seiner Tiefe und dem Verständnis einfahren soll. So ist die Musik in 'Xiao’s Weg' der Vorhang, der den Betrachter in eine determinierte Richtung lenken soll.
Der junge Xiao findet seinen Weg durch die Gefühle und Intentionen die durch das Geigespielen verursacht werden. Wie eine Tragikomödie aufgebaut, lebt er in Zweisamkeit zusammen mit seinem immer aufgestellten Vater und gerät während des Films in Konflikt mit verschiedenen äusserst unterschiedlichen Charakter-Personen zu denen u.a. die hübsche Nachbarin Lili gehört. Diese „verzaubert“ den Kleinen so sehr, dass er gar seine Vergangenheit und Leidenschaft zu vergessen und mit der Sehnsucht nach ihrer Person zu ersetzen wagt. Beinahe schon akribisch versucht Xiaochun immer wieder an die erfahrene aber verwöhnte Göre heranzukommen. Als ihm dies gelingt, versinkt er dennoch in Bodenlosigkeit, da er sich nicht für eine Seite entscheiden kann: Die Leidenschaft (wenn auch nur platonisch) oder die Musik. Bis er gegen Ende beides zu verbinden lernt, wird Xiao’s Weg durchwährend als mitreissendes Drama charakterisiert, welches sich mehr oder weniger als Kritik im modernen Sinn versteht.
Dass Xiao dabei das Hauptelement einer fachsimplen Systemkritik darstellt, wird schon früh offenbart. So ist er der einzige Junge, der die Geige führen kann, ohne sich einem Konzept anzupassen. Viel mehr bringt er den Begriff der „Empfindsamkeit“, sowie „Sensibilität“ und „Mitgefühl“ mit in sein Spielen. Wo sein Vater, die hübsche Lili und vor allem Professor Jiang noch systemkonforme Partikel sind, merkt Xiaochun’s fortführender Professor Yu gleich, dass in dem Jungen was besonderes steckt. Ohne sich dabei bewusst zu sein, erlernte Xiao dabei diese kontra-parteiische Mentalität, welche ihm in Zukunft noch viele Probleme bereiten soll.
Cheng gelingt es jedenfalls, diese Elemente offensichtlich und dennoch in ihrem Sinne versteckt zu präsentieren. Er zeigt, dass nicht jeder gutdienende Bürger durch Rechtschaffenheit und Freundlichkeit einen bürgerlich-stabilen Status erreichen kann und dass eine Rebellion – mag sie auch noch so von naiven Quellen herreichen – allemal möglich ist. Zwar besteht immer wieder die Gefahr, durch fungiertes experimentieren klischeeüberladene Sequenzen entstehen zu lassen und obwohl die Thematik stellenweise sehr sentimental überhöht wirkt, mag ein erzählendes, unterhaltendes und vor allem aufklärendes Moment immer durchsickern.
Ein Film der in einem traditionellen China beginnt, sich mit der Zeit in die Moderne überschifft, jedoch aber immer wieder zu den Wurzeln zurückkehrt, bietet auch eine gewisse Vielfalt. Nicht nur szenisch sondern auch schauspielerisch kann sich diese prächtige Metamorphose dabei sehen lassen:
Allen voran Liu Peiqi, der mit natürlichem Charme die Rolle des Bauern mimt. Das hier einige Vorbereitungszeit für Sprache und Auftreten vorhanden war, zeigt seine authentische Darstellung eines chinesischen Bauern. In der Rolle der Lili mag auch Chen Hong eine sehr schöne Leistung erbringen. Single, jung und attraktiv aber dennoch nicht unnötig überzeichnet. In China gibt es kein 'Sex and the City' dafür allemal eine sentimentale Neureiche, die aber dennoch fürsorgliches Interesse für einen kleinen verwirrten Jungen zeigt.
Für sein Alter kann auch der 13-jährige Yun Tang seine Rolle ein bisschen erhellen. Speziell ist seine Darbietung allerdings vor allem handwerklich nicht. Man merkt das diejenigen Szenen auch entsprechend defragmentiert umgesetzt wurden.
Bild Die Bildqualität der DVD darf man als ziemlich gut bezeichnen. Zwar bemerkt man ab und zu sogenannte Doppelkonturen, welche für ein teilweise schlampiges Nachschärfen stehen. Bezüglich Kontrast gibt es einige Ungereimtheiten in der Hell-Dunkel-Justierung. Leichtes Überstrahlen heller Flächen bleibt dabei manchmal aus. Die Farbpalette wiederum wirkt im grossen und ganzen als sehr gut übertragen. Auch Rauschen gibt es kaum, womit das Bild hauptsächlich sehr sauber erscheint. |
Sound Score- und soundtechnisch wirkt der Film durch seinen spezifisch-musikalischen Hintergrund sehr eingeschränkt. Dies wirkt sich natürlich auch auf die technische Umsetzung aus: Die akustische Verteilung wurde dem Konzept entsprechend angepasst. Die Rückkanäle sondern v.a. integrierte musikalische Stücke und differenzierte Umgebungsgeräusche ab. Durch die Gewichtung letzterer gibt es kaum Surroundeffekte. Störend wirkt dies allerdings nicht. |
Extras
- Internationale Trailer
- Interviews mit Cast & Crew
- Hinter den Kulissen
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | He ni zai yiqi |
Genre | Drama |
Studio | Universum film |
Verleih | Tobis Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 114 Minuten |
FSK | unbeschränkt |
Regie | Chen Kaige |
Darsteller | Tang Yun, Liu Peiqi, Chen Hong, Wang Zhiwen |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Englisch: Dolby Surround Mandarin: Dolby Digital 5.1 Deutsch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 10.08.04